1997 stellte Simon Priest beim ersten „Internationalen Kongresse erleben und lernen“ sein „Entwicklungsmodell der Erlebnispädagogik“ vor – und verortete in diesem die deutschsprachige Erlebnispädagogik in der Phase des Wachstums befindlich. Inzwischen hat sich die Erlebnispädagogik etabliert und professionalisiert: damit einher geht das Erheben und festschreiben von Ausbildungs- und Qualitätsstandards, die Zertifizierung von Ausbildungen, die Entstehung von Fachzeitschrift(en). Zu dieser, aus der professionellen Sicht wahrscheinlich als positiv zu bewertende Entwicklung, beschrieb Priest aber auch zunehmend negative Tendenzen: die staatliche Gesetzgebung erstickt die Programme, der Verlust der Kreativität, Programme werden festgeschrieben und Regeln lösen die Selbsteinschätzung ab, einzelne Zentren werden auf Grund von finanziellen Problemen geschlossen, (tödliche) Umfälle werden in den Medien breitgetreten, strafrechtliche Verfahren beginnen usw.
Wir sind also mit dem 10. „Internationalen Kongress erleben und lernen“ dort angekommen, wo Simon Priest 1997 vorausgesagt hat: Zwischen Plateau und Abnahme, zwischen Anpassung und Abenteuer. Quo Vadis Erlebnispädagogik.
Schon 1997 wurde eine Antwort auf die „Frage danach“ gegeben: Die Erlebnispädagogik kann sich dann weiterentwickeln wenn sie „dafür eintritt und Sorge trägt, dass Kinder ihr eigenes Urteilsvermögen entwickelt“ und, so meine Lesart, wenn sich die professionelle Praxis auf eine fundierte, praxisrelevante Theorie bezieht und konkret Auskunft über ihr TUN geben kann. Und darüber kann sie inzwischen schon sehr gut Auskunft geben.
In diesem Forum wird also nicht die Frage „Wohin gehst du“ sondern „Was machst du“ beantwortet.
Leitung: Rainald Baig-Schneider, Erlebnispädagoge, Mediator, Integrativer Konfliktbearbeiter, Autor; Wien