F3 Grenzerlebnis und Erlebnispädagogik

Grenzerlebnisse sind gravierende Erlebnisse mit biografisch und persönlich einschneidendem Effekt: Erlebnisse des Scheiterns und/oder Über-Sich-Hinaus-Wachsens, abgründige und/oder ekstatische Erlebnisse, Krisenerlebnisse und/oder schrankensprengende Höhenflüge. Grenzerlebnisse sind eigenmächtig, eigendynamisch, unverfügbar. Sie sind Kulminations- und Wendepunkte persönlichen Welt- und Selbsterlebens. Sie gehören der Tiefendimension des Erlebens an. Ohne diese Tiefendimension sind authentisches Selbst-Werden, zukunfts-öffnende Selbst-Wandlung, welt-eröffnendes Mitgefühl und Engagement nicht denkbar.

Eine Erlebnispädagogik, die mit Begriff und Phänomen des Erlebens ernst machen will, kommt um die Auseinandersetzung mit dem Grenzerleben nicht herum. Dabei ergibt sich aber das Problem, dass Grenzerlebnisse nicht wirklich plan- oder kontrollierbar sind. Das könnte bedeuten: je professioneller und verschulter, je reglementierter und bürokratischer, je zweckrationaler und ökonomischer Erlebnispädagogik wird, umso mehr entgleitet ihr das Grenzerlebnis und damit die Tiefendimension des Erlebens selbst.

Blicken wir in die unverschulten, unbürokratischen, abenteuerlichen, ambitioniert-kreativen Anfänge der Erlebnispädagogik zurück, so stellt sich die Frage: ob diese anfängliche Erlebnispädagogik mit ihrem Versuch einer „abenteuerlichen Anpassung“ der Tiefendimension des Erlebens nicht näher war als die heutige, vielfach institutionalisierte Erlebnispädagogik mit ihrem Konzept des „angepassten Abenteuers“?

Eine weitere Frage wäre: Wie könnte eine zukunfts-offene Erlebnispädagogik aussehen, die aus den freud- und schmerzvollen Erfahrungen der Vergangenheit lernt, die sich den abenteuerlichen Geist des „Anfänglichen“ erhält, ohne in den Kinderschuhen stecken zu bleiben? Wir werden diesen und ähnlichen Fragen im Forum, das mit einem Impulsvortrag des Philosophen Dr. Robert Kozljanič beginnt, gemeinsam nachgehen.

 

Leitung: Dr. Robert Kozljanič, Philosoph, München; Kurt Daschner, Pädagogisches Institut des Referates für Bildung und Sport, München

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